Zwischen Winter und Frühling
Wandertour durch Schwendt
Los geht's
Das kleine Örtchen Schwendt bietet eine wunderschöne Wanderrunde an. An vielen Stellen genieße ich die Weite der Natur und die Höhe der Berge. Es liegt eine herrliche Stille über der Landschaft, als ich mich mit meinem Spezi Klaus auf den Weg mache. Wir wandeln zwischen Winter und Frühling, beginnen unsere Erkundung am Startpunkt der Loipe. Auf dem großen blauen Pfeil steht Kaiserwinkl. Aus unterschiedlichen Winkeln betrachtet, küsst die bereits sehr starke Sonne das Hinweisschild unterschiedlich kraftvoll mit ihren Strahlen. Die Spuren der Loipe sind noch erkennbar, aber verschwinden bereits in der Wärme der Vorfrühlingsboten.
Klaus berichtet, dass er hier selbst bereits öfter mit den Skiern unterwegs war und diesen Langlauf jedes Mal genossen hat. Jetzt marschieren wir auf dem hart gefrorenen Schnee, der uns perfekt trägt. Bald schon würden wir im verbliebenen Schneerest einsinken. Wir kommen an einem Haus vorbei, vor dem ein kleiner weißer Hund sitzt. Er reckt seine Nase in die Sonne und saugt jeden einzelnen Strahl leidenschaftlich auf. Außerdem scheint er sich gerne fotografieren zu lassen und bringt sich majestätisch in Positur. Wir schmunzeln über dieses kleine Erlebnis und wandern weiter. Gerade spaziert ein Mann mit seinem kleinen Hund an uns vorbei. Der findet die Idee, mit ihm zu sprechen gar nicht gut und bellt wie wild. Schade, aber irgendwie scheine ich ihn erschreckt zu haben. Klaus zeigt auf eine Straße, die durch das Bergmassiv führt: „Das ist die Straße, die auch beim Bergdoktor vorkommt, wenn er mit seinem Auto durch die Landschaft fährt.“ Der Rest der Serie wird unter anderem ein paar Kilometer weiter gedreht.
Kaffee und Geschichte
Es ist schön, in die Weite zu blicken. Überall kriecht der Schnee nach oben. Das flache Land erwacht erst langsam. Bald wird es hier grünen und Blühen. Unser Weg führt uns an einem Sägewerk vorbei. Ein einzelner Stapler fährt noch herum und sorgt im Außenlager für Ordnung. Es ist Freitagmittag und langsam kehrt Ruhe ein. Das Wanderduo taucht mittlerweile wieder in den kleinen Ort ein. Wir kommen an einem schönen Haus vorbei. Mein Blick fällt auf eine Tischlereiwerkstatt. Ich frage bei Robert, dem Eigentümer nach. Seine Frau und er laden uns zu einem Kaffee ein. Wir sitzen auf der sonnenbeschienenen Terrasse und diskutieren unterschiedliche Themen.
Robert erzählt, dass es in Schwendt früher Tischlereien gab. Sein Vater war aus der Zunft, aber heute gestaltet er nur noch das, was er selbst benötigt. Dann erzählt er ein wenig aus der Geschichte Schwendts und verweist uns an den ehemaligen Heimatpfleger, der sehr viel weiß. Es ist immer interessant, etwas über die Orte zu erfahren in denen man unterwegs ist. Zwei Dinge bleiben in meinem Gedächtnis. Erstens hat es die Einheimischen früher weniger gejuckt, Berge zu besteigen und ein Gipfelkreuz aufzustellen. Die hatten genug mit ihrem ausgefüllten Tagwerk, das sich bis auf die Hochalmen ausdehnte, zu tun. Zweitens übernahmen dann stattdessen die Stadtmenschen das Gipfelerobern.
„Früher“, so sagt er, sind sie sogar aus München mit dem Rad gekommen und dann erst auf den Berg hinauf.“ Das alles steht in den diversen Annalen des Ortes. Angesichts der Tatsache, welchen Aufwand die Bergfexe aus Bayern betrieben, finde ich das aber auch heute noch spannend.
Klaus und ich wandern weiter und gehen ein wenig den Berg hinauf. Dort oben steht eine Bank. Um uns rum wehrt sich der letzte Schnee gegen die Sonne. Ich sitze auf der Bank und in diesem Augenblick fühle ich etwas Wunderbares. Es scheint, als ob sich der Rucksack der Vergangenheit aufgelöst hat und die Zukunft mit dem einzig wahren Hier und Jetzt verschmolzen ist. Die Sonne, das bisschen Schnee, die Ruhe und die Stille führen zu dem inneren Frieden, den wir uns alle wünschen. Unsere Wanderung führt uns zum Ausgangspunkt zurück. Dort schauen wir auf den Gasthof Schwendterwirt. Dieses Gebäude fungierte früher als Jagdschloss der Bischöfe vom Chiemsee, zu deren Refugium diese Region einmal gehörte. Überall entdeckt man die Verbindung zwischen Bayern und Tirol.