Erinnerungen an damals
Weihnachtsgeschichten
Caroline Fellinger, 39. Ist sie beruflich als Texterin und Prokuristin viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem. Seit diesem Frühjahr ist sie auch leidenschaftliche Hobbyimkerin.
Der Advent sollte die ruhige Zeit im Jahr sein. Früher, zu Zeiten der Kelten, wurde mit Samhain (Allerheiligen) die »stade Zeit« eingeläutet. Gemüse, Obst, Kräuter, Beeren und alles, was man sonst das ganze Jahr über draußen pflanzte und ernte, war nun »pucca« (tabu). Die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück und ließen es ruhig angehen.
Heute, wo wir oft nicht mehr so sehr im Einklang mit der Natur leben, geht der Alltag einfach weiter. Nichts wird ruhiger – im Gegenteil, oft wird es noch viel hektischer. Da fällt es manchmal schwer in Weihnachtsstimmung zu kommen. Doch es wichtig, zur Ruhe zu kommen, sich ganz bewusst Pausen vom Alltagstrubel zu nehmen.
Mir gelingt das immer ganz gut, wenn es draußen schon dunkel ist. Drinnen leuchten Kerzen – das sanft flackernde Licht zu beobachten, hat eine beruhigende Wirkung. Die Räuchermischung am Stövchen verbreitet einen weihnachtlichen Duft und der Tee in der Tasse dampft noch. Das ist jene Stimmung, in der ich gerne in Erinnerungen schwelge.
Vorlesestunde in der Bauernstube
Erinnerungen an damals, als strahlende Kinderaugen jedes Weihnachtsfest zu einem ganz besonderen gemacht haben. Erinnerungen an damals, als mein Sohn noch klein war und das Christkind kaum erwarten konnte. Erinnerungen an eine Zeit, wo uns meine Mama das Warten mit Geschichten verkürzt hat.
Meine Mama war eine begnadete Vorleserin. Wenn sie die Weihnachtsbücher vom Dachboden holte, versammelte sich die ganze Familie in der Bauernstube. Mein Sohn kuschelte sich an seine Oma. Mein Papa, mein Bruder, später auch mein Mann und ich verteilten uns im ganzen Raum – am Ohrensessel, auf der Ofenbank oder eben auch am Bauerntisch.
Sobald meine Mama mit ihrer tiefen Stimme zu lesen begann, hingen wir alle an ihren Lippen. Mein Lieblingsweihnachtsbuch war (und ist) »Fröhliche Weihnachten, liebes Christkind!« von Christine Nöstlinger. Die Geschichte »Der Weihnachtskarpfen« musste meine Mama jedes Jahr vorlesen, ich liebe sie noch heute und ich würde viel dafür geben, wenn ich meiner Mama noch einmal beim Vorlesen zuhören könnte.
»Der Franzi wohnte bei uns im Haus, und er liebte alle Tiere. Nicht nur Hunde, Katzen und Meerschweinchen, wie wir anderen Kinder. Auch Fliegen, Spinnen und Baumwanzen liebte er [...] Fische mochte er natürlich auch. Und darum war er vor Weihnachten immer schrecklich wütend auf die Frau Sipek.« In deren Badewanne schwamm nämlich immer ein Karpfen, weil er frisch einfach besser schmeckt. Und so kommt eines zum anderen, der Franzi heckt einen Plan aus, wie er den Karpfen retten kann und gemeinsam setzen die Kinder den Plan in die Tat um. Doch es kommt ganz anders als gedacht: So ein Karpfen bleibt ja nicht einfach im Kübel…
Die ganze Geschichte ist leider zu lang, um sie hier zu teilen, aber eines vorweg: Das Ende ist überraschend und gar nicht so »happy«. Doch wenn man die anderen witzigen und ironischen Geschichten und Gedichte aus dem Buch kennt, ist das gar nicht so verwunderlich. Mit euch möchte ich heute noch zwei Gedichte aus dem Buch teilen:
Advent, Advent
Advent, Advent,
der Weihnachtmann kennt
eine Frau, die strickt aus Resten
ganz abscheuliche Westen.
Liefert ihm jährlich drei Stück davon,
ganz gratis, nur für Gotteslohn!
Klar, dass er das Zeug nicht ablehnen kann,
wär zu unhöflich vom Weihtsmann.
Aber warum kriege ich zu allen Festen
die drei stockabscheulichen Westen?
Will auch mal Diesel oder Replay tragen,
hab's satt, dass mich die Kinder fragen:
"Was hast denn du heut Komisches an?"
Sei nett, gütiger Weihnachtsmann,
hab dir das Zeug lang genug abgenommen,
lass es heuer bitte wem andern zukommen!
(Seite 117)
Ans Christkind
In diesem Sinne wünsche ich euch allen frohe Weihnachten mit euren Liebsten!
Alle Gedichte und Zitate sind aus dem Buch "Fröhliche Weihnachten, liebes Christkind!" von Christine Nöstlinger.