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Tausche Kostüm gegen Gummistiefel

Vom Büro auf den Bauernhof

Das Telefon klingelt: „Tourismusverband Kaiserwinkl, Sie sprechen mit Anna, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“ Nachdem ich dem freundlichen Herren seine Fragen zu den Wanderweg-Routen im Kaiserwinkl beantwortet habe, suche ich noch Prospektmaterial für den kommenden Sommer zusammen und packe es für den Anrufer in einen Umschlag, um es ihm per Post zukommen zu lassen.

Die Nachmittagssonne neigt sich schon wieder dem westlichen Horizont zu und ich verlasse das Büro in Walchsee, um mich auf den Weg zu unserem Hof nach Rettenschöss zu machen. Den Rock und das Shirt des Kostüms wechsle ich mit der Stallhose und dem Pullover, die Haare werden noch schnell zusammengebunden und unter der Kappe versteckt und zum Schluss geht's ab in die Gummistiefel.

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Alma, Zirm, Zitta & Co warten

31 Stück Milchkühe und ca. 20 Stück Jungvieh stehen im Stall in Rettenschöss und warten auf meinen Freund und mich. Alle gehören der Rasse Fleckvieh an, welche hier in Tirol sehr verbreitet ist, da es eine Zweinutzungsrasse ist. Das bedeutet, dass sie sowohl für die Milch-, als auch für die Fleischproduktion gehalten werden kann.

Vor dem Melken werden die Kühe alle auf eine Gangseite des Stalles gesperrt, damit keine dem Melkvorgang entkommt. Amsel, die älteste Kuh hier im Stall, hat es für gewöhnlich gar nicht eilig. Sie spaziert demonstrativ im Schneckentempo zweimal täglich den Gang hinunter, als würde sie dadurch ihre Portion Aufmerksamkeit von mir einfordern. Das Surren der Pumpe des Vakuumgerätes, welche man für das Melken im Melkstand braucht, holt mich aus meinen Gedanken zu Amsel.

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Weißes Gold – so entsteht beste Heumilch

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Kuh im Melkstand

Hans, mein Freund, lässt die erste milchgebende Dame in den Ring, vulgo Melkstand. Ganz ohne bestechendes Kraftfutter läuft hier natürlich nichts und schon gar keine Milch aus dem Euter. Dafür putzt er zuerst die vier Zitzen ab und entfernt etwaigen Schmutz. Darauf folgt das sogenannte Anrüsten – eine leichte Massage der Zitze, bis die Milch vom Euter in die Zitze einschießt. Ist das geschehen, wird die Melkmaschine angeschlossen und jene „entsaftet“ ca. 15 - 20 Liter pro Melkzeit. Nachdem die Kühe gemolken worden sind, werden Sie von mir am Futtertisch mit dem aromatischen Heu gefüttert. Im Sommer werden die Felder hier im Kaiserwinkl für gewöhnlich 3 - 4 Mal gemäht und bei uns zu Bio-Heu verarbeitet. Das riecht herrlich nach Sommer, als würde man an frisch gemähten Feldern vorbeispazieren. Die Milch der Kühe wird täglich um halb 8 Uhr morgens vom Milchtankwagen zur neuen Biokäserei Walchsee geliefert und zu köstlichen Milchprodukten verarbeitet. In der Region gibt es noch drei weitere Käsereien, die alle auf höchstem Qualitätsniveau arbeiten.

Wegen ihres sehr guten Geschmackes findet die Heumilch als Trinkmilch großen Anklang. Ausschlaggebend für die besondere Qualität und den Geschmack ist der Pflanzenreichtum auf den (Alm-)wiesen.

Aufgrund ihrer hohen Qualität wird die Heumilch als Spezialmilch für Käse verwendet. Beim Käsen kann dadurch auf alle Zusatzstoffe und Konservierungsmittel verzichtet werden. Die Käsesorten lagern mehrere Monate in den Käsekellern, um heranzureifen. Dabei entwickelt sich ein herrliches Aroma. Selbstverständlich verzichtet man bei der Herstellung der Rohmilchkäse auch auf jeglichen Einsatz von Chemie.

Auch den Tieren schmeckts!

Einen Teil der Milch im Stall bekommen natürlich die kleinen Kälber, die schon aufgeregt auf ihren vollen Eimer mit Saugnuckel warten. Nicht ohne Hintergedanken sitzen nebenbei ungeduldig die drei Katzen Gottfried, Peter und Mimi und hoffen auf einige Milchreste. Das kleinste Kalb ist, währenddessen ich im Büro in Walchsee beim Arbeiten war, geboren und erhält die sogenannte Biestmilch. Jene ist auch als Kolostrum bekannt und zeichnet sich durch die extrem gelbe Farbe und den hohen Fettgehalt auf. Der kleine Stier ist schon sehr selbstständig und trinkt den ersten Eimer Milch in Windeseile aus. So ist es fein von ihm.

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Alle gut versorgt

Zuletzt säubere ich noch den Melkstand, samt den Gerätschaften, um danach draußen noch meine Hühner in den Stall zu locken. Ich besitze sechs weiße, drei braune und drei besonders seltene Hühner. Die sogenannten Orpingtonhühner sind schwarz-weiß gesäumt, kugelrund und legen meiner Meinung nach nur dann Eier, wenn die Windrichtung, die Mondkonstellation und die Trinkwassertemperatur stimmen :-) Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und das Federvieh hat es ohne vielem Hinterherlaufen in deren Häuschen, zum Schutz vor dem Fuchs, geschafft. Schnell noch das Trinkwasser tauschen und Körnerfutter in die Schalen und dann knurrt auch mir der Magen.

Ich glaube ein feines Bauernomelette von den eigenen Eiern, Gemüse, Wurst und feinem Käse aus der Käserei inklusive den Blick auf den Zahmen Kaiser wäre jetzt das Richtige. Dann weiß man, wofür die Bauern hier in der Region tagtäglich die ganze Arbeit machen.

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