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#wow_kaiserwinkl

So nah und doch so fern

Ein Blick hinter die Grenzen

Andreas Gruhle

Andreas Gruhle

Andreas Gruhle, 32. Der Outdoor-Fanatiker ist Wanderer und Bergsteiger aus Leidenschaft und lebt inmitten der Chiemgauer Alpen. Egal wie schwer der Rucksack ist: Die Kameraausrüstung darf nicht fehlen. Seit ein paar Jahren bloggt Andreas auf gipfelfieber.com über das Draußensein und teilt seine liebsten Touren nun auch im Kaiserwinkl-Magazin.

Jeden Morgen nach dem Aufwachen geht mein Blick zum Fenster hinaus. Für den Sonnenaufgang muss ich aktuell zwar schon richtig früh dran sein, aber er lohnt sich von meinem Balkon besonders gut und an schönen Tagen ist es zumindest ein Moment, den ich kurz verharre und einfach nur nach draußen schaue.

Grenzübergang zwischen Bayern und Tirol
Grenzübergang zwischen Bayern und Tirol

Denn wo die ganze Welt am Virusfieber leidet, habe ich zumindest ein bisschen Glück: Seit drei Jahren lebe ich auf deutscher Seite im Bergsteigerdorf Sachrang, genau an der Grenze zum Kaiserwinkl und habe Tag für Tag - es sei denn es ist bewölkt - das Kaisergebirge vor Augen. Wenn die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kommen und die Gipfel des Zahmen Kaisers erst in einem ganz leichten Orange leuchten, später mehr und mehr in güldenes Licht getaucht werden, weiß ich einfach, dass der Tag schonmal kein schlechter mehr werden kann.

Und doch ist der Kaiserwinkl so fern. Zwar ist es nur ein knapper Kilometer bis zum bayerisch-tirolerischen Grenzübergang. An dem prangt seit ein paar Wochen allerdings ein Zaun: Der Grenzübertritt ist nicht mehr gestattet. Zwar finden hier keine direkten Kontrollen statt, doch auf die Idee eines nunmehr illegalen Übertritts möchte ich gar nicht kommen. Es gibt schließlich wichtigeres. Und weder meine geliebte Karspitze, noch der Walchsee oder das Kaisergebirge werden so schnell weglaufen.

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Auch wenn sie noch so sehr locken. Naunspitze, Petersköpfel, Grinnerkopf, Pyramidenspitze, Wandberg, Brennkopf und wie sie alle heißen. Die Schneelage, die dank des schmallippig ausgefallenen Winters, selbst in höheren Lagen schon bald die ein oder andere Bergtour erlauben würde. Los ist dazu wahrscheinlich auch nichts. Aber sie alle müssen warten. Denn wäre es nicht absurd, durch ein plötzliches Umknicken oder Ausrutschen, zu riskieren, sich bei Bergwachtlern oder Rettungskräften anzustecken? Oder unbewusst gar Bergwachtler und Rettungskräfte anzustecken? Haben Pfleger, Ärzte und sämtliches anderes medizinisches Personal im Moment nicht andere Probleme, als jemanden zusammen zu flicken, der aus Jux und Dollerei auf einen Berg oder einen Hügel rennt? Und sei es noch so unwahrscheinlich: Ausschließen lässt es sich eben nicht und so lässt sich das Risiko nur durch Verzicht reduzieren.

Aber das Licht am Ende des Tunnels ist zumindest zu sehen. In Österreich sind die ersten Lockerungen in Kraft getreten. Und pünktlich zum Start der Wandersaison Ende Mai, Anfang Juni werden auch die Hütten, Hotels und Restaurants langsam aus ihrem verhängten Frühlingsschlaf erwachen. Die Vorfreude darauf wächst mit jedem Tagesbeginn, der die Bergspitzen des Zahmen Kaisers in goldenes Orangerot taucht.

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kaiserwinkl-blick-aus-dem-fenster
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Verloren ist die Zeit der sozialen Isolation nämlich keinesfalls, denn Pläne lassen sich zu jeder Zeit schmieden. Zum Beispiel, endlich mal mit einem Gleitschirm vom Unternberg nach Kössen hinab zu fliegen. Eine Runde um den Walchsee mit leckerem Belohnungseis zu wandern. Die Klettersteige an der Harauer Spitze zu bezwingen. Auf stillen Pfaden vergessene und kaum besuchte Berge zu besteigen. Oder doch einfach nur zu einer der vielen Almen im Kaiserwinkl zu gehen und zu sehen, wo die Milch herkommt, die in einer der sieben Käsereien direkt weiterverarbeitet wird.