Skitour ins Winkelkar
Im Pulverloch vom Kaiserwinkl
Andreas Gruhle, 32. Der Outdoor-Fanatiker ist Wanderer und Bergsteiger aus Leidenschaft und lebt inmitten der Chiemgauer Alpen. Egal wie schwer der Rucksack ist: Die Kameraausrüstung darf nicht fehlen. Seit ein paar Jahren bloggt Andreas auf gipfelfieber.com über das Draußensein und teilt seine liebsten Touren nun auch im Kaiserwinkl-Magazin.
Selbst in schneearmen Wintern ist das Winkelkar ein Schneegarant. Wenn anderswo die Stoaski herhalten müssen, können im Winkelkar die Powderbretter ausgeführt werden.
Was sind denn Stoaski? Steinski lautet die wörtliche Übersetzung aus dem Tirolerischen, doch damit dringt nur wenig Licht ins Dunkle. Stoaski kommen in der Regel zum Beginn einer jeden Wintersaison zum Einsatz, wenn die Schneedecke noch zu wünschen übrig lässt, hier und da mal noch ein Stein rausschaut. Bei den Stoaski handelt es sich um meist ältere Modelle, wo es nicht so schlimm ist, wenn die ein paar Kratzer abbekommen. Ist die Schneelage also eher mau, greift man lieber zu denen, bevor nur gerade so verschneite Steine im jungfräulich frischen Belag der geliebten Powderski ihre Spuren hinterlassen.
Bei der Skitour ins Winkelkar können die Stoaski aber getrost zuhause bleiben, selbst wenn der Winter bisher eher mau war. Denn an der Nordseite des Zahmen Kaisers hält sich frischer Schnee besonders lang, wird kaum weggeblasen und auch die Sonne kann ihm im nordseitigen Schatten nur schwer zusetzen. Beste Bedingungen also für eine kurze Skitour, die oft Powder garantiert.
Skitour ins Winkelkar
Die Skitour ins Winkelkar startet im kleinen Durchholzen unweit des Walchsees am Wanderparkplatz direkt neben dem, auch im Winter, rauschenden Bach. Mit der Kaiserwinkl-Card ist das Parken hier (und auf allen anderen Parkplätzen) übrigens kostenlos.
Der Weg ins Tal hinein ist nicht zu verfehlen und entweder geht es auf dem breiten Fahrweg oder direkt über die angrenzende Wiese auf die steilen Nordabbrüche über dem Winkelkar zu. Oft findet sich auf der Wiese schon eine Aufstiegsspur, die später im Wald aber zurück auf den Fahrweg führt.
Während auf den Südhängen der Chiemgauer Alpen im Norden bereits apere Stellen zu sehen sind, sind auf dem Weg ins Winkelkar hinein sogar die Bäume noch tief winterlich eingeschneit. Wie oben bereits erwähnt, ist die Sonne hier hinten nämlich nur selten zu sehen. Erst im Spätwinter verirrt sie sich immer wieder mit ein paar Strahlen in das zunächst seicht aufsteigende Tal.
Winterliche Almen
Bald wird die Ried-Hütte passiert und hinter einer Schranke geht es nun nicht mehr auf dem Fahrweg weiter. Die Steigung bleibt weiter ganz gemächlich und zieht erst hinter der Großpointeralm etwas an. Im freien Gelände wird einer Waldschneise gefolgt und eine Kuppe auf der linken Seite umgangen. Nach einem kurzen steileren Abschnitt zweigt links der Aufstieg zum Heuberg ab und die Winkelalm ist erreicht. Die Selbstversorgerhütte gehört dem Deutschen Alpenverband und kann über deren Sektion Oberland gebucht werden. Direkt neben der Hütte lassen sich hervorragend Gemsen beobachten, die unter den steilen Felswänden nach Futter suchen.
Ins Kar
Auf die steilen Felswände, die das Kar einrahmen, geht es nun immer weiter zu. Der Aufstieg flacht zunächst kurz ab und nach dem Verlassen des Waldes führt er in einer breiten Rinne bis ins Winkelkar hinein. Nun wird rechts haltend im Zickzack ein letzter Hang überwunden, auf deren Spitze ein großer und markanter Baum das Ende der Skitour markiert. Wer noch nicht genug hat, kann auch noch weiter auf die Scharte zwischen Pyramiden- und Jovenspitze zuhalten, an deren Fuß der Einstieg in den Klettersteig ist. Spätestens dort ist mit den Tourenski oder dem Splitboard aber Schluss.
Die Abfahrt
Skitour im Kaiserwinkl, Einsamer Skifahrer
Skitour im Kaiserwinkl, Einsamer Skifahrer
Die anschließende Abfahrt erfolgt nun entlang des Aufstiegswegs. Gerade an den ersten steileren Hängen gilt es, bei der Spurwahl aufzupassen und diese der aktuellen Lawinenwarnstufe anzupassen. Mit entsprechendem Bewusstsein hält sich das Risiko aber in Grenzen. Unterhalb der Winkelalm lädt das Gelände zu allerhand Variationen ein, bevor es weiter unten bei seichterem Gefälle leicht und locker zurück zum Ausgangspunkt bei Durchholzen geht.
Fazit
Fast schon eine Pulvergarantie bietet die Skitour ins Winkelkar. Die Schneeverhältnisse sind in dem etwas versteckten Taleingang am Fuß des Zahmen Kaisers oft noch hervorragend, wenn sie das woanders schon nicht mehr sind. Abstriche muss man nur bei den Sonnenstunden machen, die es hier hinten nur im Frühjahr gibt.