Ein lebendiger Blick in unsere geschmuggelte Vergangenheit
Schmugglerfest in Kössen
Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: Der Dorfplatz in Kössen füllte sich mit Leben, als das Schmugglerfest zum zweiten Mal gefeiert wurde. Was 2023 als Neuauflage begann, hat sich mittlerweile zu einem echten Highlight entwickelt. Das Besondere an diesem Fest? Es erinnert an die Zeit, als an der Grenze zwischen Bayern und Tirol noch eifrig geschmuggelt wurde – und das nicht weit von hier, auf dem heutigen Schmugglerweg durch die Klobensteinschlucht, der Kössen mit dem bayerischen Schleching verbindet.
Damals wurde alles geschmuggelt, was auf der jeweils anderen Seite der Grenze rar oder teuer war: Butter, Zucker, Schnaps, Tabakwaren – was eben fehlte. Und auch wenn diese Zeiten lange vorbei sind, die Geschichten darüber bleiben lebendig. Das Schmugglerfest bringt diese Vergangenheit auf charmante und manchmal augenzwinkernde Weise zurück ins Bewusstsein.
Genuss mit Geschichte
Natürlich darf beim Schmugglerfest der Genuss nicht zu kurz kommen! Heimische Vereine sorgten mit einer Fülle von regionalen Schmankerln für das leibliche Wohl. Besonders beliebt: der Kaiserwinkler Käse, der einst eines der wichtigsten "Schmugglergüter" war. Dazu gab es Schnäpse von lokalen Brennereien – eine Hommage an den einst regen Handel mit Hochprozentigem, der über die bayerisch-tirolerische Grenze florierte.
Auch wenn Tabakwaren heute kein Thema mehr sind, wurde dieser historische Aspekt auf moderne Weise interpretiert: Heilkräuter und Räucherwaren standen im Mittelpunkt, mit einem Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden. So wurde aus einer illegalen Ware von damals eine wohltuende Tradition von heute.
Abenteuer für die ganze Familie
Für die kleinen Besucher bot das Fest ein echtes Highlight: Eine Schnitzeljagd quer durch Kössen, bei der sie sich auf die Spuren der alten Schmuggler begeben konnten. An verschiedenen Stationen gab es Rätsel und Aufgaben – bis schließlich ein toller Gewinn auf die erfolgreichen „Schmuggler“ wartete. Die Schnitzeljagd war nicht nur ein Abenteuer für die Kinder, sondern auch eine schöne Möglichkeit für die Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern in die Welt der Schmuggler einzutauchen.
Der Umzug – Ein Höhepunkt mit einem Augenzwinkern
Doch der absolute Höhepunkt des Schmugglerfests war der große Umzug. Festlich geschmückte Oldtimer, Trachtengruppen, Goaßlschnalzer und die Musikkapelle Kössen zogen durch die Straßen. Doch bevor der Zug die Hauptstraße überqueren konnte, blockierten zwei Zöllner mit ernstem Blick und einem Schlagbaum den Weg. Die Teilnehmer mussten sich erst „vorbei schmuggeln“, bevor der Schlagbaum gnädig geöffnet wurde. Mit einem Schnaps, einem Bier, einer Wurst oder etwas Tabak konnten sich die Umzügler den „Grenzübertritt“ erkaufen. Das sorgte für jede Menge Lacher und Applaus seitens der vielen Zuschauer und machte den Umzug zu einem ganz besonderen Erlebnis, das sicherlich in Erinnerung bleibt.
Eine Hommage an die Vergangenheit
Das Schmugglerfest in Kössen verbindet Geschichte, Genuss und jede Menge Spaß. Es erinnert an eine Zeit, in der die Grenze zwischen Bayern und Tirol nicht nur ein politischer Strich war, sondern Schauplatz abenteuerlicher Schmuggelgeschichten. Und auch wenn sich die Zeiten geändert haben, bleibt diese Vergangenheit ein spannendes Kapitel, das durch das Fest wieder auflebt. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Schmugglerfest – und auf viele weitere Geschichten, die es zu erzählen gibt.
Andreas Gruhle, 32. Der Outdoor-Fanatiker ist Wanderer und Bergsteiger aus Leidenschaft und lebt inmitten der Chiemgauer Alpen. Egal wie schwer der Rucksack ist: Die Kameraausrüstung darf nicht fehlen. Seit ein paar Jahren bloggt Andreas auf gipfelfieber.com über das Draußensein und teilt seine liebsten Touren nun auch im Kaiserwinkl-Magazin.