Harauer Spitz

Die Wanderung über die Harauer Spitze ist perfekt, wenn höhere Ziele noch zu fern sind oder die Sonne mal Pause macht.

Ein unscheinbarer Berg schwingt sich steil direkt hinter dem Walchsee auf. Die meisten Wanderer lassen ihn links oder rechts liegen, zieht es sie doch zu höheren Gipfelzielen mit weiteren Ausblicken und beeindruckenderen Panoramen. Zugegeben, die kommen an der Harauer Spitze etwas zu kurz. Und doch lohnt sich die Wanderung gerade dann, wenn das Wetter (natürlich nur ausnahmsweise!) mal nicht so ist wie bestellt oder die Kondition noch nicht so toll ist wie sie soll.

Beim direkten Aufstieg vom Ort Walchsee wird allerdings auch das zur Herausforderung. Denn der ist richtig steil. Am Sportplatz startend biegen wir bald in Richtung Trimm-Dich-Pfad ab und etwas unscheinbar geht es bald nach links ab und steil hinauf. So wird der westliche Ausläufer des Bergkamms zur Südseite hin halb umrundet. Wer nach den ersten Metern am Trimm-Dich-Pfad noch nicht warm ist, ist es jetzt auf jeden Fall. Wem die Anstrengung gleich zu Beginn zu groß ist, der kann die Tour übrigens auch bequem anders herum gehen. Dafür wartet am Ende ein steiler Abstieg und die eigentliche Belohnung auf der Ottenalm oder der Riederalm erfolgt schon bald nach Beginn der Wanderung.

Der Aufstieg windet sich im Wald hoch und höher und bald wartet ein kurzer Tiefblick hinab nach Walchsee. Kurz darauf treffen wir schon auf den etwas sanfteren Aufstiegsweg, der von der Südseite nach oben führt. Der Gipfel des Hausbergs, dem ersten auf dem langgestreckten Kamm, sollte bald erreicht sein. Wenn man ihn denn findet. Aber nach etwas lustigem Ratespiel im Gelände, dem Schauen auf Karte samt GPS ist er kurz darauf gefunden und der Weiterweg kann beginnen.

Der ist nun weitaus weniger anstrengend, denn die meisten Höhenmeter sind schon geschafft. Dafür locken immer wieder Ausblicke zur Linken, wo sich kleine Felstürme gekonnt nach oben schwingen und mit kleinen Gipfelkreuzen geschmückt sind. Welche tollkühnen Kletterer die wohl nach oben gebracht haben?

Kletterer sind es eigentlich, die sich die Harauer Spitze als Ziel auserkoren haben. Allerdings weniger den Gipfel an sich, sondern vielmehr die steil aufragenden Wände an der Nordseite, die so gar nicht zu dem nur 1.117 Meter hohen Bergkamm passen wollen. Für Klettersteiggeher wird es direkt oberhalb der Ottenalm interessant, wo drei Steige in den Kategorien C (schwierig, aber als Übungsklettersteig geeignet), D (sehr schwierig) und E (extrem schwierig) angelegt wurden.

Bevor wir die Ausstiege der Klettersteige erreichen, passieren wir erst einmal den Kranzingerberg (1.015 m), von dem es zunächst wieder ein Stück abwärts und anschließend nochmal die letzten Höhenmeter nach oben geht. Der Gipfel der Harauer Spitze versteckt sich auch hier im Wald und ein Kreuz oder eine Markierung suchen wir vergebens. Und doch ist der höchste Punkt hier leicht auszumachen.

Nach dem Abhaken des Gipfels bietet eine kleine Sitzbank bei den Ausstiegen der Klettersteige endlich auch die Panoramablicke, die die höher denkenden Gipfelaspiranten bisher so sehr vermisst haben. Unterberghorn im Süden, Rudersburg im Osten. Wer sich traut, einen Blick über die Kante zu wagen, kann schon das nächste Ziel entdecken: Die Ottenalm.

Zunächst am Kamm entlang und später über steile Stufen windet sich der Steig hinab zur Alm und erinnert an den Aufstieg zu Beginn. Nach knapp 150 Höhenmetern Abstieg ist die Ottenalm schon erreicht und auf der Terrasse oder in der urigen Stube belohnen Weißbier oder Saftschorle für die vorherigen Anstrengungen. Strudel oder Kaiserschmarrn tun ihr übriges. Auf der Ottenalm finden übrigens regelmäßig musikalische Abende statt. Wann wieder ein Termin ansteht, am besten direkt bei Hüttenwirt Wolfgang erfragen.

Der Rest des Weges ist nicht nur schnell erzählt, sondern auch schnell beschritten. Knapp 30 Minuten geht es auf der sanft abfallenden Forststraße hinab gen Walchsee und zum Startpunkt. Dabei haben wir lange die steilen Nordwände der Harauer Spitze und die einzelnen Felstürme vor Augen, bevor wir im Wald verschwinden und die letzten Meter absolvieren.