42 Kilometer bergauf und -ab
Eine gemütliche E-Bike-Tour durch den Kaiserwinkl
Es gibt so Tage, an denen ich einfach neugierig bin. Ein etwas grauer Morgen in Walchsee weckt bei mir die Lust, etwas Neues auszuprobieren. Ganz spontan entscheide ich mich, mir ein E-Bike auszuborgen. Schon oft habe ich mich gefragt, wie das wohl ist: einfach so dahin radeln, Rückenwind per Knopfdruck, ohne große Anstrengung? Na gut, so zumindest meine naive Vorstellung.
Gesagt, getan. Ich hole mir beim Verleih im Hotel “Das Walchsee” ganz unkompliziert und schnell ein E-Bike und mache mich auf um ganz gemütlich die Genussradrunde zu fahren. Der Plan ist gut – nur habe ich kein Navi dabei und da ich nicht ortskundig bin, hätte ich bei jeder Kreuzung schauen müssen, wie es weitergeht. Also entscheide ich kurzerhand: Ich besuche mindestens drei Orte im Kaiserwinkl. Einmal quer durch bitte!

Los geht’s Richtung Rettenschöss – gleich mal ein knackiger Anstieg, aber dank Motorunterstützung gar nicht so wild. Wobei: Ganz ohne Treten geht’s dann doch nicht. Eine kleine Erkenntnis meiner Tour: Ein E-Bike ist kein Motorrad. Denn wer glaubt, ein E-Bike fährt von allein, wird spätestens bei der ersten Steigung eines Besseren belehrt. Ja, man muss treten. Immer. Aber man hat die Wahl, wie sportlich es sein soll – von "Ich strample gemütlich dahin" bis "Ich brauch' jetzt wirklich Hilfe". Kleiner Spoiler: Ich habe alle Stufen genutzt.
Erste Etappe
Walchsee – Schwemm – Rettenschöss

Der Abschnitt durchs Naturschutzgebiet Schwemm beeindruckt mich besonders. Diese Moorlandschaft mit ihren Birken, offenen Wasserflächen und Vogelstimmen ist einfach magisch.
Von dort ging es rauf nach Rettenschöss. Zwischendurch mache ich immer wieder kurze Fotostopps – extra fürs Kaiserwinkl Magazin. Aber das Panorama macht jede Unterbrechung wett: der Zahme Kaiser auf der einen Seite, das Inntal auf der anderen – und überall diese Ruhe. Ich glaube, ich habe an diesem Vormittag mehr Kühe als Autos gesehen.
Zweite Etappe
Richtung Kössen und zurück zum Walchsee
Über kleine Nebenstraßen und mit Blick auf grüne Wiesen und charmante Bauernhöfe geht es dann hinunter nach Kössen. Auf der anderen Seeseite am Walchsee vorbei, mit Blick auf den Ort – auch mal eine schöne Perspektive. Der Motorikpark dort ist ein echtes Paradies für bewegungshungrige Kinder – da hat mir meine Tochter schon ein bisschen gefehlt. Ich sehe sie gedanklich über wackelige Seile balancieren und lächle in mich hinein. Auch das Eis in Kössen hätte ich gerne mit ihr geteilt – beim nächsten Mal dann.
Plötzlich zieht der Himmel zu. Regen kündigt sich an – also ab zurück nach Walchsee und zwar auf dem direktesten Weg. In Walchsee angekommen, bin ich doch ziemlich verschwitzt. Also kurzerhand: Sachen runter, rein ins Wasser! Das Seebad ist meine perfekte Erfrischung nach 42 Kilometern, 514 Höhenmetern und zwei Stunden Fahrzeit.
Was bleibt?
Mein Fazit
Ein E-Bike ist kein Zauberteppich – aber ein wunderbares Fortbewegungsmittel, um entspannt und doch aktiv den Kaiserwinkl zu erkunden. Man kommt schneller voran als zu Fuß, hat aber noch genug Zeit, um die Landschaft zu bewundern. Und das Schöne: Man kann jederzeit entscheiden, ob man gerade eher sportlich unterwegs sein möchte oder lieber mit Motorhilfe dahin rollt.
Für mich war’s definitiv nicht die letzte Tour. Vielleicht das nächste Mal mit Navi. Oder einfach wieder auf gut Glück – denn das Abenteuer beginnt manchmal genau dann, wenn man nicht weiß, wo man als Nächstes ankommt.

Corinna Ellmer, 38. Als Mama einer 7-jährigen Tochter ist Corinna viel draußen in der Natur unterwegs. Beim Spazierengehen, Wandern und Radfahren findet sie den Ausgleich zur Arbeit am Computer. Neben ihrem Job lebt sie ihre kreative Ader auch gerne bei verschiedensten DIY-Projekten aus und ist dabei immer auf der Suche nach neuen spannenden Ideen.