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#wow_kaiserwinkl

Das Geheimnis des Latschenkieferöls

Zu besuch in der Latschenkieferbrennerei Hoffmann

Uli Kaiser

Uli Kaiser

Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.

Es ist ein herrlicher Tag, der uns heute erfreut. Die wärmende Sonne verscheucht die Kühle der Nacht, als wir uns aufmachen und die Latschenkieferbrennerei Hofmann im Kaiserbachtal besuchen. Die Wurzel des Unternehmens ist Kössen. In der dortigen Alleestraße findet sich auch heute noch das Geschäft. Ich werde heute den Vorhang zur Produktion des Latschenkieferöls lüften. Wer entlang des Kaiserbachtals marschiert, sich vom mächtigen Bergmassiv beschützen lässt, kann nach einer kurzen Wanderung über ein Brückchen gehen, um direkt bei Manfred Lehner herauszukommen.

Latschenkiefer Hütte, Kaiserwinkl Tirol
Latschenkiefer Hütte, Kaiserwinkl Tirol

Die Entdeckungsreise beginnt unspektakulär

Sie lässt schnell das Herz höherschlagen, als wir die kleine Hütte entdecken und von etwas oben auf diese blicken. Gastgeber Manfred Lehner sitzt ganz entspannt vor seinem Domizil. Auf dem Dach thront ein Hinweisschild mit dem Firmennamen. Kaiseradler klingt elegant. Ein Adler ist erhaben, ein Einzelgänger. Einer, der die Dinge von oben betrachtet. In der Mythologie ist dieses Tier mächtig. Manfred, der gemeinsam mit seiner Frau Christl und Sohn Alexander die Brennerei führt, ist sehr gelassen. Mit spürbarer Freude beschreibt er die Leidenschaft, die er zu seinem Beruf werden ließ: „Ich arbeite dort, wo andere Urlaub machen. Kann es was Schöneres geben?!“ Die tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat, zu den Bergen und zur Brennerei strahlt auch auf mich ab.

Diese kleine Hütte ist der Quell bewundernswerter Handarbeit. Manfred deutet nach oben. In luftiger Höhe leuchtet das dunkelgrüne Bergmassiv: „Dort oben ernten wir. Wenn du da drin umfällst, findet dich keiner mehr.“ Der Wald mit den bis zu drei Meter hohen Nadelbäumen gehört dem Staat. Die Lehnerts dürfen einen Teil dessen bewirtschaften. Das ist ein Knochenjob. Im Sommer erklimmt das Team mehrmals die Höhen. Morgens früh um 4 Uhr geht´s hinauf auf den Berg. Dann werden zirka 1,2 Tonnen Zweige ins Tal transportiert. Ihr zarter und erfrischender Duft steigt in meine Nase. Mitten in der Natur des Tales umarmt die Frische der ätherischen Öle meinen Geist.

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Ich stehe in der Hütte

Was ich erkenne, ist reichlich unspektakulär. Die Zweige liegen auf einem Band und werden dann von einer Maschine zerkleinert. Dahinter sehe ich einen riesigen Bottich und eine Destilliervorrichtung. Vorne gibt´s einen kleinen Verkaufsbereich und daneben ist ein kleiner Raum für die eher ungemütlicheren Stunden. Manfred blättert geistig in der Firmengeschichte. Seine Schwiegermutter Anna Hofmann begann 1933. Bald schon unterhielt sie die einzige örtliche Latschenbrennerei. Irgendwann gab es in Kössen keine Latschen mehr und so ging es ins Kaiserbachtal“, erzählt Manfred Lehnert.

Währenddessen schauen wir uns den riesigen Kessel an. In diesem wird Wasser erhitzt. Die zerkleinerten Zweige werden zugegeben. Jetzt kann die Destillation beginnen. Rund 15 Stunden dauert eine Produktionsrunde. Das Destillat läuft in eine kleine Kanne, dem Florentiner-Krug. Darin scheidet sich das Öl vom Wasser ab. Aus 600 Kilo Zweigen erhalten wir am Ende zwischen einem und eineinhalb Litern extrem konzentriertes Öl“, sagt Manfred. Ich stecke meine Nase in den leeren Krug. An dieser Stelle schlägt mir ein beißender Geruch entgegen. „Das pure Öl kannst du nicht nutzen, weil es unseren Körper zu sehr reizt. Deshalb verdünnen wir es. In welchem Verhältnis bleibt unser Betriebsgeheimnis“, grinst der Experte. In „Kaiseradlers Krallen“ finden wir neben dem Franzbranntwein, Salben, Badesalze oder auch Seifen. Bereits Anna Hofmann hatte mit der Veredelung des Grundproduktes begonnen. So entstand die erste Latschenkiefersalbe. Die Brennerei verarbeitet in der Tat die gesamte Ernte. Nach dem Destillieren werden die Zweige im Freien getrocknet und dann zum Beheizen des Kessels verwendet. Die Latschenkieferprodukte sind damit ein echtes Stück aus der Bio-Heimat Kaiserwinkl.

Latschenkiefer aus dem Kaiserwinkl, Tirol
Latschenkiefer aus dem Kaiserwinkl, Tirol