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Alles vom Schaf – biologisch und regional

Interview mit Schafzüchter und Käsermeister Daniel Hollaus

Caroline Fellinger

Caroline Fellinger

Caroline Fellinger, 39. Ist sie beruflich als Texterin und Prokuristin viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem. Seit diesem Frühjahr ist sie auch leidenschaftliche Hobbyimkerin.

Interview mit Daniel Hollaus, der am Schulerhof gemeinsam mit seiner Freundin Anna und mit der Unterstützung seiner Eltern Schafe züchtet und als Käsermeister die Bio-Schafmilch zu köstlichem Schafskäse und Schafsjoghurt verarbeitet.

Malerisch am Fuße des Zahmen Kaisers liegt der Schulerhof auf 680 Metern Seehöhe. Hier grasen die Schafe von Daniel auf steilen Weiden und lassen sich auch von Wanderern nicht aus der Ruhe bringen. Der gelernte Käsermeister hegt und pflegt seine Tiere und verkauft seine hofeigenen Schafmilchprodukte auf Bauernmärkten.

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Kaiserwinkl, Daniel Hollaus mit seiner Freundin Anna

Seit wann gibt es am Schulerhof Schafe?
Wir haben vor sechs Jahren zu unseren Kühen die ersten 14 Schafe auf den Hof geholt. Die Jungen haben wir behalten und auch noch ein paar dazugeholt. Als wir plötzlich 40 Schafe hatten und damit auch immer die doppelte Stallarbeit, mussten wir uns entscheiden und unsere Wahl fiel auf die Schafe. Mittlerweile haben wir 100 Schafe – für uns die ideale Größe.

Warum ist die Entscheidung auf die Schafe gefallen?
Meine Mama hat bemerkt, dass es hier in der Gegend kaum ein Angebot für Bio-Schafmilchprodukte gibt. So haben meine Freundin und ich beschlossen, dass wir diese Marktlücke schließen. Bis zu dem Zeitpunkt haben wir nur nebenberuflich am Hof gearbeitet, dann haben wir uns mit Herz und Seele darauf eingelassen. Wir haben hier gute Voraussetzungen vorgefunden, da mein Opa schon auf Bio umgestellt hat.

Wie wichtig ist Bio in der heutigen Zeit?
Mir ist es wichtig, dass die Tiere gut versorgt sind und nur biologisches Futter wie Heu, Silage und natürliche Mineralstoffe als Futter bekommen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass Bio bei der Direktvermarktung nicht so wesentlich ist. Meine Kunden kennen mich und meine Familie, sie legen mehr Wert darauf, dass die Produkte regional sind. Viele kommen auch mal am Hof vorbei und schauen sich an, wie die Tiere leben und was sich hier so tut.

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Und was tut sich hier so? Wie schaut euer Arbeitsalltag aus?
Unser Arbeitsalltag wird natürlich von den Schafen bestimmt. Um 05.00 Uhr wollen die Tiere gemolken werden, danach geht es ab auf die Weide und zwischen 16.00 und 17.00 Uhr warten sie schon wieder aufs Heimgehen, damit sie noch einmal gemolken werden. Über Nacht bleiben sie im Stall, da in der Gegend immer wieder mal Schafe gerissen wurden und das einen enormen Schaden in der Herde anrichtet. Dabei geht es nicht nur um den Verlust der gerissenen Tiere, sondern vor allem auch darum, dass die anderen dann ganz schreckhaft werden.

Haben eure Schafe das ganze Jahr Freigang?
Ja, im Winter kommen sie zwar nicht auf die Weide, haben aber im Stall einen Freilauf dabei. Dort sind sie je nach Witterung von Ende November bis Ende März, Anfang April im Stall. Dann müssen sie bei jedem Wetter auf die Weide. Wenn die Temperatur allerdings über 30°C steigt, bringen wir sie am späten Vormittag wieder in den Stall. Das ist ihnen viel zu heiß. Das ideale Wetter für Schafe ist ca. 18°C und bewölkt. Schafe sind übrigens ziemlich faule Tiere: Ich habe mal einen Versuch gemacht und ihnen die freie Wahl gelassen, ob sie nach draußen gehen oder im Stall bleiben. Die meisten sind einfach im Stall geblieben. Warum auch rausgehen, wenn man drinnen das Futter einfach serviert bekommt?!

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Apropos Futter: Was ist den für den Menschen das Besondere an Schafmilchprodukten?
Schafmilch hat viel hochwertigere Inhaltsstoffe als Kuhmilch und weniger Eigengeschmack als zum Beispiel Ziegenmilch. Gerade in der jetzigen Zeit, wo immer mehr Menschen auf Milch allergisch sind, ist Schafmilch eine super Alternative. Sie ist viel besser verträglich und weist auch eine höhere Nährstoffdichte auf.
Abgesehen vom Geschmack und seinen Vorteilen ist die Schafhaltung auch besser für die Umwelt. Schafe erzeugen keine Gülle, so wie Kühe, sondern nur Festmist. Den kann man gut aufs Feld aufbringen und für den Humusaufbau nutzen. So haben die Pflanzen das ganze Jahr was davon und außerdem gibt es so auch keine Grundwasserverschmutzung. Nächstes Jahr will ich ausprobieren, dass wir den Stallmist mit der Schafwolle vermischen und kompostieren, sodass wir dann gleich Erde auf die Felder ausbringen und nicht mehr Mist.

Das klingt nach einem spannenden Projekt. Aber noch einmal kurz zu euren Produkten – wo kann man die kaufen?
Wir setzen einerseits auf Direktvermarktung und sind Freitag und Samstag immer auf den Bauernmärkten in Brixlegg, Hall und in Innsbruck am Sparkassenplatz. Andererseits bekommt man unsere Produkte auch im Bauernladen der Sennerei Hatzenstädt und am Hof haben wir einen Selbstbedindungsladen, der viel genutzt wird.

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Neben 100 Schafen und einem Hund leben bei euch 4 Generationen am Hof. Wie funktioniert das?
Genau, seit diesem Jahr sind es wirklich 4 Generationen, auch wenn unser Bub erst 10 Monate alt ist. Am Hof ist man immer aufeinander angewiesen, ohne Unterstützung meiner Eltern und Großeltern würde es gar nicht gehen. Aber natürlich muss man als Familie und auch für sich selbst immer wieder schauen, dass man ein bisschen Privatsphäre hat. Das ist gar nicht so einfach und gerade mit einem Säugling oft noch eine größere Herausforderung. Ich freue mich schon, wenn er bald laufen kann und dann nicht mehr nur aus dem Kinderwagen zuschauen muss – das wird ihm jetzt nämlich schon oft fad.