Mit Heumilchkäse zum Weltkulturerbe
Alles Käse! - Botschafter des Kaiserwinkls

Die Sonne strahlte am Samstag vom Himmel und hüllte das Kasfest in Kössen in ein fast schon sommerliches Gewand. Der „Kas“, so kann man sagen, „ist der internationale Botschafter des Kaiserwinkls. Kurz nach 11 Uhr schnitt Gottfried Hallbrucker von der Biokäserei Walchsee den 33 Kilo schweren Laib an. Sie hatten den Käse gesponsort.

„Wir könnten den Kaiserwinkl auch Kaswinkel nennen, weil es bei uns in allen Ecken heimischen Käse zu kaufen gibt“, lacht Obmann Hans Knoll, dessen erster Bierfassanstich auch gut gelang: „Im Vorfeld machst du dir schon Gedanken, ob alles gut geht, aber es hat ja geklappt.“
Heumilchkäse – ein Weltkulturerbe

Vor vielen Jahrzehnten machten sich die heimischen Bauern auf den Weg, um den Käse in seiner ursprünglichsten Form zu produzieren. Die Kühe erhielten seitdem im Winter reines Heu und keine Silage, also Gras aus dem Silo. Damit fallen verschiedene Inhaltsstoffe weg und der Käse wird bekömmlicher. „Damals waren nicht alle davon überzeugt, was ein paar mutige Leute umgesetzt haben“, erzählt Werner Gassner, der Direktor der RAIBA, die Hauptsponsor des Kasfestes ist. Viele Jahre später wurde die Heumilchregion Kaiserwinkl mit seinem Heumilchkäse zum Weltkulturerbe. Genuss pur ist seit vielen Jahrzehnten garantiert und das in vielen Varianten.
Von Kasspatzn und Kaskrapfn

Überall, wo ich an diesem wunderbaren Tag hinsehe, gibt´s echte Handarbeit für den Gaumen. Die zahlreichen Gäste genießen das und ich wandere an das andere Ende des Kössener Dorfplatzes. Überall spielen Musikgruppen. Die Leichtigkeit des Seins greift um sich. Die Bichlacher Bäuerinnen sind eifrig damit beschäftigt Kasspatzn in einer riesigen Pfanne anzurichten. Der Käse duftet. Margit ist die Obfrau dieser Bäuerinnen. Sie erzählt mir, dass dafür drei Käsesorten verarbeitet werden. Darunter ein sehr trockener und würziger und ein sehr milder, fast cremiger. „Den brauchen wir, damit die Spazn richtig ziehen“, sagt sie. 600 Portionen bereiten die Tirolerinnen vor. Neben den gerösteten Zwiebeln kommt noch der Schnittlauch drauf. „Der ist ganz wichtig“, findet Margit.

Nebendran stehen die Kolleginnen aus Kössen und sie bereiten Kaskrapfn zu. Sie sehen aus wie riesige gefüllte Nudel nur etwas dunkler. „Im Grunde ist das wie Brotteig. Nur ohne Germ. Die Fülle besteht auch aus drei Käsesorten und verschiedenen Gewürzen“, erzählt Obfrau Bettina.
Umgarnt von Musik

Das Fest zu „Ehren“ des Kaiserwinklbotschafters wird umgarnt von viel Musik. Die Stimmung ist prächtig. Zur Eröffnung spielen die „Wüdn“ im Schatten des Wilden Kaisers. Später entdecke ich eine recht interessante Gruppe. Die haben ein paar normale Instrumente wie eine „Ziach“ dabei, aber auch viele sehr lustige Dinge wie ein Schaf, ein Krokodil oder eine Schlange aus Holz. Die Saalfeldener Holzmusik wurde 1929 gegründet und die aktuell letzten Mohikaner basteln ihre Instrumente selbst. Das Krokodil ist schon älter, drum hängt ihm schon die Zunge raus. Das Schaf ist eine Art Neuzugang, wobei das Transferfenster bei den Holzmusikern wahrscheinlich immer geöffnet ist. Meine Wanderung übers Kasfest bringt mich an so manchen weiteren köstlichen Stand. Echte einheimische Handwerkskunst für den Gaumen ist schon eine feine Sache und sehr bekömmlich für den Körper.

Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.